Mit freundlicher Genehmigung des sh:z Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG veröffentlichen wir einen Artikel aus dem Flensburger Tageblatt vom 17. Mai 2018:
Wirtschaftsrat möchte ein Kompetenzzentrum für skandinavische Ansiedlungen in Flensburg oder Schleswig aufbauen
FLENSBURG/KIEL Nachdem das Kieler Jamaika-Bündnis ein neues Kompetenzzentrum für skandinavische Ansiedlungen bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben hatte, ergreift nun der Wirtschaftsrat vor Ort die Initiative: „Die Region Flensburg sollte diese Steilvorlage nutzen“, findet der Flensburger Sektionssprecher des Wirtschaftsrates, Hauke Präger. Dabei mahnen er und sein Mitstreiter Benjamin Feindt Eile an: Auch Hamburg und südlichere Standorte in der Republik hätten die Ansiedlungschancen durch skandinavische Firmen erkannt. Rechnerisch lasse sich jede Woche eine skandinavische Unternehmung in Deutschland nieder, berichtet Wirtschaftsrats-Steuerexperte Feindt. Deshalb fordert der Wirtschaftsrat die Landesregierung auf, eine Steuerspezialabteilung für skandinavische Ansiedlungen zu bilden, die nicht nur sprachlich, sondern auch mit Blick auf die skandinavischen Rechts- und Steuersysteme das Knowhow bündele– und Hand in Hand mit den dänischen Steuerbehörden arbeitet.
Ideal wäre nach Ansicht des Wirtschaftsrates ein echtes Ansiedlungszentrum, das neben beschleunigten Verfahren auch mit weiteren behördlichen und privaten Dienstleistungen wie Büroraumangeboten werben kann. Denn während der Weg von der Notar-Gewinnung bis zur Eintragung des Unternehmens südlich der Grenze Monate dauern könne, brauche es in Dänemark nur einen Klick auf der Homepage der Steuerbehörden – und die Eintragung werde prompt per Mail bestätigt.
Diesseits der Grenze sollten in das Projekt die Finanzämter und Amtsgerichte mit dem Handelsregister mit ins Boot geholt werden: „Bereits mit zwei deutschen und zwei dänischen Mitarbeitern könnte so ein Kompetenzzentrum starten“, glaubt der Flensburger Landtagsabgeordnete Kay Richert (FDP): „Das wäre die Willkommenskultur für Unternehmen.“ In Bayern habe ein ähnliches Projekt binnen drei Jahren 160 Millionen Euro Steuermehreinnahmen generiert, berichtet Benjamin Feindt: „Mehr Steuereinnahmen durch bessere Verzahnung ist ein Megatrend.“ Auch die Landesminister Bernd Buchholz (Wirtschaft) und Sabine Sütterlin-Waack (Justiz) unterstützten das Vorhaben.
Da es um die Ansiedlung in der deutsch-dänischen Region gehe, hoffen die Impulsgeber auf ein echtes neues Gebäude, in dem die Kompetenzen von Steuer- und Ansiedlungsexperten gebündelt werden sollen. Auch Michael Otten, Chef der Wirtschaftsförderung Wireg von Stadt und Kreis, unterstütze die Idee. Und der Standort? Da sind die Wirtschaftsleute offen: „Nach meinem Dafürhalten bietet sich Flensburg an“, sagt Präger, „warum aber nicht auch Schleswig“.
Hauke Präger nennt noch weitere Ideen: Auch das Bürgerbehördentelefon 115 solle in der Region für dänischsprachige Anrufer nutzbar sein. Wenn ein echtes Maßnahmenbündel in der Region entwickelt sei, sei im Wettbewerb um skandinavische Ansiedlungen schon viel gewonnen: „Dann können wir gezielt über Kampagnen in Kopenhagen, Göteborg, Oslo oder Stockholm auftreten“, sagt Präger. Er ist sich sicher: Solche Investitionen würden sich für Schleswig-Holstein sehr schnell rechnen. [Carlo Jolly]
Urheberhinweis:
„Willkommenskultur für Firmen“ – sh:z / Flensburger Tageblatt vom 17. Mai 2018
Text und Foto: Carlo Jolly